Artikel mit dem Tag "Gesellschaft"
Der Arabische Frühling, der Bürgerkrieg in Syrien und die europäische Flüchtlingspolitik sind in den Medien vielfach diskutiert worden. Doch anstatt über die Betroffenen zu sprechen, wird es höchste Zeit mit ihnen zu sprechen. Deshalb rede ich heute mit Mohamad aus Syrien über seine Sicht der Dinge.
Die Menschen in Europa neigen dazu, die ganze muslimische Welt über einen Kamm zu scheren. Gerade im Zusammenhang mit der aktuellen Flüchtlingsdiskussion und den Terroranschlägen von Paris wird dies offensichtlich. Immer wieder werden Islam und Islamismus gleichgesetzt und alle muslimischen Länder in einen Topf geworfen, obwohl sie deutliche kulturelle Unterschiede aufweisen.
Immer wieder hört man Stimmen, die die Zuwanderung durch die Flüchtlingskrise sehr kritisch sehen. Die ankommenden Menschen stammen aus einem völlig fremden Kulturkreis, heißt es. Sie seien gewissermaßen inkompatibel mit unserer Gesellschaft. Wie sollen sie sich hier jemals erfolgreich integrieren?
Wie verschieden sind Orient und Okzident tatsächlich noch? Gibt es vielleicht mehr Gemeinsamkeiten, als unser stereotypes Bild von Muslimen es uns glauben machen will?
Die Festung Europa ist real und kostet jeden Tag unschuldigen Menschen das Leben. Männer. Frauen. Kinder. Das Meer tötet alle gleich!
Das kann und darf so nicht weitergehen, wenn wir als Europäer in Zukunft nicht in Schande auf unsere menschenverachtende Politik zurückblicken wollen.
Wir fragen unsere Großeltern heute, ob sie wirklich nicht gewusst haben, was mit den Juden passiert. Uns wird man dereinst fragen, wie wir tausende Tote an Europas Grenzen zulassen konnten!
Die Erkenntnis, dass sich soziale Ungerechtigkeiten im Wesentlichen auf das Vorhandensein von gesellschaftlichen Privilegien zurückführen lassen, klingt sicher ziemlich unspektakulär. Dennoch lag für mich die Schwierigkeit darin, zu verstehen und zu akzeptieren, dass Privilegien bei uns tatsächlich existieren und reale Auswirkungen auf unsere Leben haben. Arbeiterkindern wird auch heute noch systematisch der Zugang zu höherer Bildung erschwert.