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Hörspielkritik - Aresoneia II - Folge 2: CYDONIA

Autor: Frank Bruns

In der kostenlosen Amateurhörspielreihe Aresoneia, von Autor und Produzent Konrad Kretschmer aus Oldenburg, verschlägt es eine bunt durchmischte Gruppe Menschen auf den Mars, um die Überlebenden der missglückten ersten Marsreise zurück zur Erde zu bringen. Angeführt werden sie dabei vom berühmten Erfinder Nikola Tesla.

Am 10.02.2018 erschien die zweite Folge der zweiten Staffel. Sie trägt den Namen CYDONIA. Darin verschlägt es Nicola Tesla und seine Begleiter in eine geheimnisvolle Marspyramide, in der sie hoffen, mehr über die ehemaligen Bewohner des roten Planeten zu erfahren.

Kritik

Story

Die Folge beginnt mit einem Prolog, in dem die Hörer*innen mit der Möglichkeit von Zeitreisen konfrontiert werden. Danach greift das Hörspiel den Handlungsstrang des letzten Staffelfinales wieder auf, in dem die Gruppe um Nicola Tesla auf eine eigenartige Pyramide in der Marslandschaft gestoßen ist. Tesla überzeugt die Anderen, die Suche nach dem verschollenen Percival Lowell und seiner Mannschaft zu unterbrechen, um das Innere der Pyramide zu erforschen.

Die Folge wird diesmal aus der Perspektive Teslas erzählt und zeichnet sich als lupenreine World-Building-Episode aus. Der Autor gibt viele Hintergrundinformationen zur Geschichte der bislang nur angedeuteten Marszivilisation und ihrer (potenziellen) Verbindung zur Menschheit preis. Dabei bedient er sich einiger Versatzstücke populärer Science-Fiction-Stoffe, die auch einem Erich von Daniken zur Ehre gereicht hätten (Stichwort: Pyramiden und Außerirdische). Das kann man thematisch ausgereizt finden. Ich entscheide mich, es unter "interessant" zu verbuchen.

Ebenfalls hervorzuheben ist, dass Kretschmer einige deutliche Bögen zu den Träumen aus der ersten Staffel schlägt, die bis dahin relativ kontextlos wirkten. Der gesamte Stoff mutet durch diese neu eingebrachten Facetten vielschichtiger, durchdachter und kohärenter an. Die Geschichte als Gesamtkunstwerk wird auf ein höheres qualitatives Niveau gehoben.

Dem World-Building fällt allerdings das Weitertreiben der Rahmenhandlung zum Opfer. Neben der Vorstellung der Marszivilisation passiert nicht viel. Die meisten Figuren agieren eher als Stichwortgeber für den diesmal sehr präsenten Nicola Tesla. Das fällt, ob der interessanten Ausführungen, jedoch kaum ins Gewicht.

 

Produktion

Dass es sich um eine Amateurhörspielserie handelt, hört man Aresoneia, objektiv betrachtet, die meiste Zeit über an. Alle Sprecher*innen haben ihre Rollen privat in Eigenregie aufgenommen und erhielten nur die eigenen Textpassagen vom Autor. Bis auf grobe schriftliche Hinweise zur gewünschten Betonung, lässt Kretschmer seine Akteure über den Handlungskontext im Unklaren. Das ist ausdrücklich Teil des Produktionskonzepts der Serie und fällt in dieser Folge zu keinem Zeitpunkt negativ auf.

Im Vergleich zur letzten Folge (meine Kritik hier), gefällt mir die technische Umsetzung von CYDONIA deutlich besser. Durch den präsenteren Einsatz von Raumhalleffekten, ist es Kretschmer gelungen, die unterschiedliche Tonqualität der Sprachaufnahmen etwas zu verwischen. Die Dialogszenen wirken somit klanglich homogener.

Für kurze Momente der Irritation sorgen hin und wieder die Übergänge von Erzählmonologen zu den Dialogen. Man merkt erst nach einiger Zeit, dass gerade die Perspektive gewechselt hat. Das passiert immer dann, wenn Erzählpart und Dialogpart nicht durch unterschiedlichen starken Raumhall für den Hörer differenzierbar gemacht werden. Das ist aber nur ein Schönheitsfehler in einer ansonsten vorzeigbaren Amateurproduktion.

Geräusche und Musik

Das Innere der Marspyramide mit ihren vielen Räumen und technischen Vorrichtungen ist abwechslungsreich gestaltet und lebhaft umgesetzt worden. Ich hatte beim Hören nie Probleme damit, zu verstehen, was mit diesem oder jenem Geräusch ausgedrückt werden sollte. Insgesamt erreicht die Geräuschkulisse zwar kein kommerzielles Niveau, ist aber völlig ausreichend, um das Geschehen vor dem geistigen Auge sichtbar werden zu lassen.

Für die Musik hat Konrad Kretschmer sich Verstärkung ins Boot geholt. Schrieb er für Kapitel I noch alle Tracks selbst, unterstützt ihn nun der Oldenburger Künstler Billion One. Die Klänge des Musikers reichen von episch-sphärisch bis reduziert-melancholisch. Neu hinzugekommen sind in dieser Folge eine handvoll experimenteller Synthesizer-Tracks. Sie fügen sich gut ein und unterstützen das Thema des Hörspiels (fremdartige Marszivilisation) treffend.

Sprecher*innen

Alle Sprecher haben im Vergleich zur letzten Folge noch eine Schippe drauf gelegt. Mir ist kaum ein Satz oder Dialog unangenehm aufgefallen. Dass sich wieder ein paar neue Stimmen zum bekannten Ensemble hinzugesellen, tut dem Hörerlebnis gut.

Fazit

Aresoneia steigert sich weiter. Mit CYDONIA  ist eine Folge erschienen, die ich mir schon viel früher gewünscht hätte. Benannt nach der geographischen Region auf dem Mars, in der sich auch das sogenannte Marsgesicht und die Marspyramiden befinden, hält eine große Portion Sci-Fi-Mystik Einzug in die Hörspielreihe. Zu oft wurden Dinge im Verlauf der Reihe nur angedeutet, aber wenig geliefert. Diesem Umstand trägt der Autor nun Rechnung und erweitert seine Hörspielwelt um einige interessante Facetten. Man fragt sich, warum die erste Staffel so viele Folgen benötigte? Jetzt geht es doch erst richtig los! Ich bin gespannt, was Konrad Kretschmer mit der Geschichte noch anstellen wird und freue mich auf die nächsten Teile.

Alle bisherigen Folgen von Aresoneia können kostenlos auf der Bandcamp-Seite des Autors bezogen oder per E-Mail unter aresoneia@kon-kret.eu erfragt werden. CYDONIA wird nach Aussage des Autor ebenfalls zeitnah dort erscheinen.

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